Fryda Reismann

Ehemalige Gefangene des Minsker Ghettos
Beruf

Ingenieurin in einer Trikotagenfabrik
Hobbies

Anderen helfen
Aktivismus

Unterstützung für ehemalige Ghetto-Häftlinge. Begegnungen mit jungen Menschen.
Werte

Zur Erhaltung des Friedens beitragen, sowie zum Gedenken an die Toten.
"Die Kinder standen im Krieg an vorderster Front. Ihr Wunsch, ihr Lebenswille, ihr Überleben - das ist Heldentum".
Leben vor dem Krieg
Fryda Wulfauna Reismann wurde 1935 als Kind einer jüdischen Familie in Minsk geboren. Fridas Mutter war eine tief gläubige Frau, ihr Vater war Kommunist. Zu Hause redete die Familie auf Jiddisch. Die zwei älteren Brüder, Kouche Lazar (Lazar) und Auraam Meishke (Michael), besuchten eine jüdische Schule, Frida ging in den Kindergarten.

"Als meine Eltern nach Minsk zogen, also das was heute Minsk ist, nahmen sie zwei kleine Zimmer. Eines der beiden war dunkel, ohne Fenster. Das Haus stand in Mjasnikou, dort, wo heute das Außenministerium untergebracht ist, buchstäblich auf der anderen Straßenseite. Die Fenster lagen zur Seite der Bürgersteige, die aus Holz waren. Wir sagten, es war an einem Graben - es war Nemiga, wie sich nach dem Krieg herausstellte..."
...erinnert sich Fryda an das Minsk vor dem Krieg
Ausbruch des Krieges
Zu Beginn des Krieges lebten die Mutter, Fryda und der ältere Bruder Michael in Bialystok. Fridas Mutter beschloss, in ihre Heimatstadt Minsk zurückzukehren.
"Zuerst sind wir mit dem Auto nach Minsk gefahren, dann wurde dieses Auto bombardiert und wir sind 2 Wochen zu Fuß nach Minsk gelaufen. Irgendwo im Wald fielen Bomben, oh, wir haben uns irgendwo im Roggen versteckt, ich erinnere mich."
...erinnert sich Fryda an die Reise nach Hause.
Zurück in Minsk fanden sie den älteren Bruder und zogen gemeinsam in die leere Wohnung ihrer Nachbarn. Fryda's Mutter arbeitete als Wäscherin für die Nachbarn. So lebten sie bis zum 19. Juli 1941, bis ein Befehl zur Umsiedlung aller Juden in ein speziell ausgewiesenes Gebiet erlassen wurde. Bereits im August 1941 wurden etwa 80.000 Juden aus Minsk und Umgebung auf dem Territorium von etwa 2 km2 inhaftiert.
Leben im Ghetto
Die Familie von Fryda ließ sich in der Vitebskaya Straße nieder. Dort drängten sich in zwei kleinen Räumen neun Personen zusammen: die Mama, und der Papa, Frida mit den zwei Brüdern Lazarus und Misha und vier Verwandte. Es war sehr voll und und die Bewohner waren von Hunger geprägt.

"„Ich erinnere mich gut an das "Menü" im Ghetto: Kartoffelschalen, Heringslake, manchmal, meistens im Sommer, Kohlblätter. Die Arbeiter erhielten eine Schüssel "Balanda". Diejenigen, die Wertsachen oder Schmuck hatten, tauschten ihn gegen Lebensmittel ein. "
Minsker Ghetto
Fryda Wolfauna erinnert sich mit besonders emotional an den Herbstmorgen des 7. November 1941, als das erste Pogrom im Ghetto stattfand:
"Papa hielt meine Hand. Ich suchte meine Mama und die Brüder. Die Deutschen zwangen Papa eine unbekannte alte Frau im Rollstuhl zu schieben. Wir wurden zur Khlebnaya Straße gebracht. Dort stand ein Konvoi von Menschen, die in Autos gedrängt wurden. Papas "Ausweis" hat uns gerettet - es war ein Ausweis, der an alle arbeitenden Juden verteilt wurde."
Fryda Wulfauna erinnerte sich, dass ihr Vater an Untergrundbewegungen im Ghetto teilnahm, wo er die Waffensammelgruppe leitete. Sie erinnert sich an seine Verfolgung: "Jemand aus der Untergrundgruppe meines Vaters meldete an die Gestapo - er brachte die Faschisten direkt zu uns nach Hause! Andere Mitglieder des Untergrunds erfuhren davon und warnten Papa wenige Minuten vor ihrer Ankunft. Wir haben es geschafft, die Waffen, die bei uns gelagert waren, zu verstecken."
Flucht aus dem Ghetto

Im April 1942 flüchteten Frydas Vater und der ältere Bruder zu den Partisanen. Fridas Vater wurde zum Kommissar der jüdischen Partisanenabteilung ernannt. Bruder Lazar war Partisan in einer Abteilung, die nach Kutuzov, von der 2. Minsker Partisanenbrigade, benannt wurde. Nach einem der Pogrome wurden Fryda und ihre Mutter durch einen belarussischen Bauern im Auftrag des älteren Bruders Lazarus aus dem Ghetto gerettet. Frida blieb zusammen mit ihrer Mutter und ihrem älteren Bruder bis Kriegsende in der Kutuzov-Minsk-Brigade.

Im Januar 1943 verschwand Frydas Bruder Misha. Er ging in den sogenannten "russischen Bezirk" in Minsk und kehrte von dort nicht zurück. Später erfuhr die Familie, dass er in der russischen Region gefangen worden ist und ins Gefängnis gebracht wurde. Nach dem Krieg las Frida einen Artikel in der Zeitung, in dem es hieß, alle, die die Deutschen am 29. und 30. Januar 1943 gefangen hatten, seien im Gefängnis erschossen worden. Fryda Wulfauna erkannte, dass ihr mittlerer Bruder Mischa unter ihnen war.
Befreiung und Nachkriegsleben
Kurz nach der Befreiung von Minsk am 5. Juli 1944 kehrte die Familie in die Stadt zurück. Zu dieser Zeit war Frida 9 Jahre alt. Sie ging in die erste Klasse, obwohl sie älter war, als ihre Klassenkameraden. Fryda war sehr oft krank und durch alles was sie im Ghetto erlebt hatte, war besonders auch ihre Psyche verletzt.
Nach dem Schulabschluss versuchte Frida, einen Studienplatz an einem Sprachinstitut zu bekommen, doch es wurde ihr gesagt, dass Juden nicht aufgenommen würden, da zunächst die nationalen Studenten ausgebildet werden müssen. Auf Grund dessen hat Frida Vulfovna die Technische Schule für Textilindustrie absolviert. Später machte sie ihren Abschluss am Institut für Licht- und Textilindustrie in Moskau. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits zwei Kinder. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie in einer Strickerei.

Fryda Wulfaunas Mutter erkrankte nach dem Krieg an Typhus und starb. Der Vater arbeitete vor seiner Pensionierung in einer Schuhfabrik, er starb 1991. Frida Vulfovnas älterer Bruder Lazar arbeitete als Klempner. Er starb drei Jahre nach dem Tod seines Vaters.
Öffentliche Aktivitäten
Fryda Reismann und die ehemalige Gefangene des Minsker Ghettos Maya Krapina errichteten mit eigenen Mitteln im Dorf Porechye im Distrikt Puchowitschi, Region Minsk, ein Denkmal für die Gerechten unter den Völkern. Im Dorf retteten Bewohner während des Krieges etwa 40 jüdische Kinder, die aus dem Ghetto von Minsk geflohen waren.
1993 war Fryda eine der Initiatoren der Gründung der "Minsker Öffentlichen Vereinigung ehemaliger Gefangener des Ghettos und der Lager". Seit der Gründung ist Frida Vorsitzende des Exekutivkomitees der Organisation.

Fryda Wulfauna trifft sich seit vielen Jahren mit Jugendlichen aus verschiedenen Ländern, um die Geschichte des Minsker Ghettos zu erzählen.
„Das Wort Krieg muss aus dem Wortschatz der Menschheit verschwinden. Das ist unser Mission. “
Fryda Reismann
Am 4. März 2020 wurde Fryda Reismann für ihre aktive Öffentlichkeitsarbeit und ihren persönlichen Beitrag als Zeugin des Holocausts im Rahmen der Arbeit der Geschichtswerkstatt Leonid Levin und des internationalen Bildungs- und Begegnungszentrums J. Rau Minsk mit dem "Bundesverdienstkreuz am Bande" ausgezeichnet.
Kontakt
+375 17 380 37 17
info.gwminsk@ibb.by

vulica Suchaja 25
220004 Minsk
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